Heli-Geschichten

Curriculum Volare

Ein Thema das in den Foren oft diskutiert wird, ist wie andere in dieses Hobby eingestiegen sind. Auslöser ist meistens ein Heli-Neuling der sich das Ganze etwas zu einfach vorgestellt hat und nun ein paar aufmunternde Worte aus der Community braucht. Dazu hier meine Geschichte:

Bei mir fing alles in der Mitte der Nullerjahre an, als die billigen Elektrohelis begannen, den europäischen Markt zu erobern. Die Auswahl an Modellen war noch relativ bescheiden, von FBL konnte keine Rede sein und 2.4GHz standen erst bei wenigen experimentierfreudigen Piloten im Einsatz. Ein paar meiner Kollegen kauften sich damals einen dieser kleinen Indoor Koax-Helis und erweckten damit meinen Kindheitstraum vom Modellheli zu neuem Leben. Bei den Kollegen war die Halbwertszeit von Heli und Spass nur sehr kurz, mir war aber von Anfang an klar, dass ich nicht nur ein Spielzeug suchte um mir im Büro die Zeit zu vertreiben, sondern mich ernsthaft mit diesem Hobby auseinandersetzen wollte. Ich wagte darum den Sprung ins kalte Wasser und kaufte mir gleich einen CP Heli im Komplettset. Heute würde man den Heli wohl der 400-er Grösse zuordnen, diese Begriffe kannte ich aber damals alle noch nicht.

 

Rückblickend muss ich zugeben, dass ich diesen Heli nie zum Fliegen gebracht habe. Allerdings lag es wohl nicht nur an mir, denn auch nachdem ich mit meinen Rexen schon sicher rundflog(?) und mich mit dem Einstellen der Helis intensiv auseinander gesetzt hatte, hob diese Modell nie vom Boden ab und wanderte, nach Jahren im Schrank, schlussendlich in die Tonne.

Mein erster Heli
Mein erster Heli

 

Doch der Reihe nach. Die ersten Erfahrungen waren also ernüchternd. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten war aber grösser, als das in die Billigware, darum plünderte ich mein Sparschwein und besorgte mir beim lokalen Händler eine Graupner MX-16 Steuerung (noch 35MHz) und einen Trex 450 SE V2 Bausatz. Ich wählte bewusst den Bausatz , um mich beim Zusammenbau nochmal mit der Technik und den einzelnen Komponenten auseinandersetzen zu können. Eine Entscheidung die ich bis heute nicht bereut habe.

 

Nach dem Zusammenbau schaute ich mit dem Heli wieder beim Händler vorbei. Dieser machte die letzten Feineinstellungen, programmierte den Sender und flog den Heli kurz ein. Nun wusste ich mit Sicherheit, dass mit dem Modell alles in Ordnung war und auftauchende Probleme somit bei mir zu suchen waren.

 

Jetzt geeht's looos..
Jetzt geeht's looos..

 

Mit zittrigen Händen startete ich im heimischen Garten zum ersten Schwebeversuch. Er gelang auf Anhieb. Zwar noch etwas wackelig, aber egal.... Jippie!! Für die folgenden Trainingsstunden habe ich mir dann einen grossen Parkplatz gesucht. Zwar scheint ein weicher Rasen für allfällige Abstürze die bessere Unterlage zu sein, aber ich hatte immer Angst, dass der Heli im Gras hängen bleibt. Auf einem festen Untergrund beginnt der Heli bei falschen Einstellungen zu schieben oder zu drehen sobald er leicht wird. So konnte ich mich, ohne das sogenannte Deppengestell, in der schwindelerregenden Höhe von 5mm über dem Boden langsam an den stabilen Schwebeflug herantasten.   

 

Leider kam kurz darauf der Winter und mangels Flutlichtanlage musste ich mein abendliches Schwebeflugtraining einstellen. Um nicht ganz auf das Fliegen verzichten zu müssen, kaufte ich mir einen Blade mSR und wechselte damit gleichzeitig auf Spektrum 2.4 GHz.

 

Ein kleiner Schritt beim Heli, ein grosser Sprung bei der Technologie
Ein kleiner Schritt beim Heli, ein grosser Sprung bei der Technologie

Aus beruflichen und privaten Gründen kam ich dann leider lange Zeit kaum mehr zum Fliegen und machte dementsprechend auch keine grossen Fortschritte. Wenigstens hatte ich mir in der Zwischenzeit noch einen Simulator zugelegt, so dass ich ab und zu vor dem Schlafengehen noch etwas am Computer üben konnte, aber auch das waren nur ein paar vereinzelte Stunden.

 

Zeitsprung. Seit dem Erstkauf waren rund 4 Jahre vergangen und der T-Rex hatte auf dem Regal bereits etwas Staub angesetzt. Bis zu dem Zeitpunkt war ich nur ein bisschen geschwebt und hatte ich mich noch nie überwinden können, in den Rundflug überzugehen. Eine grosse Hemmschwelle bildete nicht zuletzt die Angst um den schönen Heli. Doch dieser war inzwischen in die Jahre gekommen und auf dem Markt gab es nun unzählige wunderschöne Helis, die nur auf das Ableben meines Seniors warteten um dessen Nachfolge anzutreten. Und so kam nach der langen Flugpause der grosse Tag. Zum Wiederangewöhnen gabs natürlich noch ein paar Schwebeübungen doch dann hiess es "Nick und weg". Wahnsinn! Ich flog mehrere Rollen und Flips und wollte gerade zum Looping ansetzen, als ich den Heli wieder unter Kontrolle hatte :-) Nein Blödsinn, natürlich beliess ich es bei ein paar gemütlichen Achten. Ich hatte soviel Spass wie schon lange nicht mehr, war aber trotzdem froh als der LiPo-Piepser los ging und so den Akku und mich vor der Tiefentladung bewahrte.

 

Ab da flog ich regelmässig meine Runden und kaufte mir bald einmal einen T-Rex 550 DFC. Für mich war immer klar, dass es mich zum Scale-Fliegen hinzieht, mit 3D kann ich persönlich nicht viel anfangen. Natürlich hat der Verzicht auf das wilde Gezappel auch dazu beigetragen, dass ich bis heute keine groben Abstürze zu vermelden habe. Es blieb bei vereinzelten Bruchlandungen, bei welchen der Heli in der Wiese oder auf dem Feldweg umgekippt ist. Mehr als Rotorblätter und Hauptrotorwelle musste ich danach aber nie ersetzen.

So langsam werden die Rundflüge immer schneller, die Kurven steiler und es juckt mich, mich auch mal an einen Looping zu wagen. Am Simulator geht das natürlich schon, aber da fehlt halt einfach der Adrenalinschub, der einem draussen dann plötzlich übermütig werden lässt. Zur Sicherheit werde ich mir auf jeden Fall ein FBL System mit Rettungsfunktion leisten, wenn dieses nur einen einzigen Absturz verhindern kann, dann hat sich die Anschaffung schon gelohnt.

 

 

Erstellt: 26. Juni 2014