Bausatz: Pichler, gekauft bei Insider Modellbau
Spannweite: 123cm
Antrieb: Turnigy 2836/8 1100KV, Skywalker 40A Regler
Servos: verschiedene 9gr Servos aus verflossenen Modellen
Projektstatus: Fliegt und macht Spass
Ich war wiedermal im Modellbauladen um Material für die PC-6 zu kaufen, als mich plötzlich dieser Spacewalker Baukasten ansprach. "Hallo", sagte er, "Hallo lieber Modellbauer. Gratulation zum Porter, ein tolles Modell." "Danke", antwortete ich etwas verwundert, "woher weisst Du denn davon?" "Mein Bruder arbeitet als Überwachungsdrohne", gab er trocken zurück. "Aber hör mal zu", fuhr er fort, "Du hast doch noch nie ein Holzmodell gebaut, noch nie eine Folienbespannung gemacht und nun wagst Du dich direkt an so ein Oberklasse Modell, findest Du das nicht ein wenig optimistisch? Warum baust Du nicht zuerst mal etwas kleines wie mich? Ich fliege auch mit deinen 3S Akkus und ein passender Motor und Servos liegen auch noch bei Dir rum." "Hm", sagte ich, "das ist eine Superidee, vielen Dank kleiner Skywalker!" "Ich heisse Spacewalker" knurrte er und verschwand in der Einkaufstüte.
Eigentlich würde ich gerne sagen, dass dieser Bausatz eher nicht für Anfänger gedacht ist. Aber ich erstelle diesen Baubericht rückwirkend, und obwohl dies mein erster Holzbausatz seit dem Filius vor 30 Jahren war, habe ich es geschafft und der Spacewalker hat bereits zahlreiche Flüge schadlos hinter sich gebracht.
Der Bausatz enthält weder einen Plan noch eine "richtige" Bauanleitung. Alles was einem zur Verfügung steht sind 7 Seiten mit gezeichneten Baugruppen. Für einen erfahrenen Modellbauer mag das ausreichen, aber einem Neuling wie mir fehlen dann teilweise doch ein paar Informationen zum Aufbau dieser Gruppen. Auch über die Befestigung und Anlenkung der Ruder oder den Einbau der Servos gibt die Anleitung keine Auskunft. Zudem enthält dieser "Bauplan" auch noch einige Fehler. Aber wie gesagt, ich habe es geschafft. Einfach neben Bastelmesser und Schleifklotz noch Google in die Werkzeugkiste packen, dann klappt das schon.
Ansonsten enthält der Bausatz bis auf die Bespannfolie alles, was man zum Bau benötigt. Dies umfasst lasergeschnittene Balsa- und Sperrholzteile, sämtliche Leisten und Beplankungsbrettchen, eine GFK Motorhaube, das Fahrwerk sowie alle Kleinteile für die Ruderanlenkung.
Ich wollte für den Bau ausschliesslich Komponenten wiederverwenden, welche ich im Verlaufe meiner Pilotenlaufbahn, aus entsorgten Schaummodellen ausgebaut hatte. Dazu gehörte unter anderem der Motor aus der Parkzone P47. Dieser würde zwar Leistungsmässig perfekt passen, stellte sich aber schnell als viel zu gross und vor allem viel zu schwer heraus. Mit 150gr wiegt er locker doppelt so viel wie der von Pichler empfohlene Antrieb. Bei mir kommt nun ein Turnigy 2836/8 mit 1100KV zum Einsatz. Der mir vom Händler mitgegebene 11x5 Propeller passt dazu perfekt. Als Servos habe ich auf allen Rudern 9gr Servos verbaut. Auf HR und SR werkeln 2 Parkzone SV80 und auf den Querrudern kommen 2 alte Robbe ecoline 9g zum Einsatz. Über die Leistungsdaten dieser Servos habe ich mir keine Gedanken gemacht, aber was für einen bulligen Warbird gut genug war, kann für den gemütlichen Spacewalker nur recht sein.
Schon die erste Baugruppe erteilte mir eine wichtige Lektion: Zuerst denken, dann kleben! Der Motorträger wird innenkant auf den Frontspant montiert, was sich ziemlich schwierig gestaltet, wenn der Träger vorher verklebt wurde. Mit etwas drücken und quetschen passte es dann zum Glück doch noch. Es liegen übrigens Teile für Träger von Elektro und Verbrennungsmotor bei.
Der Rest der vorderen Rumpfhälfte war einfach und ich kam flott voran. Das Heck verlangte schon etwas mehr Aufmerksamkeit, denn mit den lose zusammengesteckten Teilen glich der Rumpf eher einer Banane als einem Flugzeug. Mit ein paar Holzklötzchen und Hilfslinien auf dem Baubrett kriegt man das aber soweit in den Griff, dass später ein Geradeausflug möglich sein sollte.
Bis auf den Verzug im Heck, passte soweit alles ganz gut zusammen. Das sollte sich nun aber ändern.
Die Steckung vom Seitenruder besteht laut Plan aus dem Teil K4, von diesem gibt es auf der Teileübersicht ganze 4 Stück. Anhand der Form findet man aber schnell heraus welches wohl gemeint ist. Dieses ist aber ein 2mm Balsateil, welches einerseits nicht zum 5mm Balsa des restlichen Ruders passt und sich bestimmt auch nicht
als Steckung eignet. Bei der Durchsicht aller Bauteile fand ich dann die formgleichen Teile H5 und I6. Diese sind aus 3mm Sperrholz und werden in der Anleitung nirgends erwähnt. Ich habe folglich die beiden Teile zusammengeklebt, auf 5mm runtergeschliffen und anstelle von K4 mit dem Ruder verklebt.
Auch bei der Tragfläche geht es nicht ohne Mitdenken. So gibt es hier 4 verschiedene Formen vom Teil L11. Diesmal ist aber die Beschriftung der Teile falsch, gemäss
Anleitung handelt es sich um L1, L10 und nur 2x L11.
Abgesehen davon ist der Aufbau der Flächen straight-forward, bis auf ein Rätsel für das ich bis zum Schluss keine Lösung gefunden habe. Und zwar haben die Flächen des Spacewalker eine leichte V-Form. Das einzige Bauteil, das eine entsprechende Abschrägung hat, ist das Teil E2 von der Verkastung. Nun habe ich natürlich die Verkastung erst am Schluss eingefügt, als alles andere schon fest verleimt war. Aber auch wenn ich anders vorgegangen wäre, sehe ich nicht wie dies dazu führen sollte,
dass die Rippe schräg wird, denn alle anderen Verbindungsteile zwischen den ersten beiden Rippen ergeben einen rechtwinkligen Aufbau. Mir blieb nichts anders übrig, als die Rippe schräg zu schleifen.
Über den Einbau der Querruderservos verliert die Anleitung ebenfalls kein Wort, es war also wieder Eigeninitiative gefragt. Ich habe mit den Sperrholzresten aus dem Bausatz zwei improvisierte Servorahmen gebaut und diese in der Fläche verklebt.
Der Rohbau war damit abgeschlossen, nun konnte es mit der mit Spannung erwarteten Bespannung losgehen. Natürlich war auch das für mich eine Premiere. Um das finanzielle Risiko in Grenzen zu halten, entschied ich mich dazu, es erstmal mit der günstigen Hobbyking-Folie zu versuchen.
Das Bespannen war dann aber viel einfacher, als ich es erwartet hatte. Ich begann mit dem Seitenruder, und bis auf den engen Radius an der Spitze, gelang mir die
Bespannung völlig faltenfrei. Auch der Rumpf gelang mir auf Anhieb ohne Probleme. Durch diese Erfolgserlebnisse angestachelt, versuchte ich, die Querrudern mit einem Folienscharnier anzubügeln. Das habe ich dann aber doch nicht hingekriegt. Immer wenn ich die Falten rausbügeln wollte, zog die Spannung der Folie das Ruder so stark nach oben, dass das Querruderservo es wohl nicht mehr hätte bewegen können. Nach mehreren Korrekturversuchen war es dann auch um die Klebekraft der Folie geschehen und so befestigte ich die Ruder schlussendlich mit transparenten Paketband. Ansonsten bin ich auch bei der Tragfläche mit dem Resultat zufrieden, nur die Randbögen muss ich noch einmal üben.
Als alles fertig bespannt war, habe ich dann allerdings festgestellt, dass es mir die eine Tragfläche ein wenig verzogen hatte und ich habe es mit nachbügeln nicht
geschafft, diese wieder vollkommen gerade hinzukriegen. Ich konnte nur darauf hoffen, diesen Baufehler mit der Trimmung korrigieren zu können.
Die Motorhaube liegt als GFK-Teil bei. Wie sie am Modell befestigt werden soll, ist in der Anleitung nicht erkennbar. Es gibt ein paar Balsateile aus welchen ein passender Rahmen zusammengebaut und auf den Frontspant geklebt werden soll, vermutlich sollte daran dann die Haube festgeschraubt werden. Meine Haube war aber ziemlich verzogen und hätte auf dieser filigranen Struktur kaum gehalten. Ich habe stattdessen den überzähligen Frontspant der Verbrennerversion als formgebenden Spant in die Haube eingeharzt. Mit 2 Schrauben wird die Haube dann von innen am Rumpf befestigt.
Die Haube ist übrigens lackiert, das Bespannen habe ich nach 3 Fehlversuchen aufgegeben.
Zum Schluss musste dann noch der Fahrwerksbügel festgeschraubt werden. Dieser ist aus dem gleichen Material wie die Löffel von Uri Geller und verbiegt sich
schon beim Hinsehen. Mangels Alternativen, habe ich ihn aber trotzdem verwendet.
Normalerweise baue ich meine Modelle vor dem Erstflug komplette fertig, um zumindest ein Vorher-Foto vom fertiggestellten Modell zu haben. Dieses Vorgehen hat sich
leider auch schon bewährt. Doch bei diesem Modell fehlte mir dazu ein wenig das Vertrauen. Sind die dünnen Bowdenzüge stabil genug? Reichen die Ruderausschläge? Ist das Modell mit dem leichten Verzug in der Fläche noch kontrollierbar? Ich hatte keine Ahnung was mich erwarten würde und so verzichtete ich erstmal auf jegliche Verzierungen und machte mich mit dem "nackten" Modell auf zum Flugplatz.
Der Schwerpunkt wird in der Anleitung mit 70mm hinter der Flügelvorderkannte angegeben. Mit dem 3S/2200mAH Lipo ganz hinten am Servobrett, schaffte ich es auf 67. Mit der zu erwartenden, leichten Kopflastigkeit fühlte ich mich aber auf der sicheren Seite und gab Gas. Uii, da nahm der Spacewalker seinen Namen aber etwas zu
wörtlich und schoss nach oben wie eine Rakete. Das war wohl nix. Nur mit viel Glück und fliegerischem Können (schulterklopf) brachte ich den Flieger wieder
heil auf den Boden. Die Landung war zwar etwas hart, aber das Uri Geller Fahrwerk verbog sich vorbildlich und federte so den Aufschlag ab.
Zumindest wusste ich nun, dass das Modell tatsächlich fliegt. Also Fahrwerk wieder gerade biegen, Akku nach vorne und wieder los. Der Schwerpunkt lag nun zwischen 50 und 55mm. Viiiel besser, genau so hatte ich mir das vorgestellt. Friedlich zog der Spacy mit weniger als Halbgas seine Runden. Trotz Verzug flog das Modell absolut
sauber und auch die Querruderausschläge waren mehr als ausreichend. Ich fühlte mich mit dem Fliegerchen so wohl, dass ich mich nach den ersten Eingewöhnungsrunden gleich an die ersten Rollen und Loopings wagte. Alles kein Problem, der Antrieb zieht den Vogel locker durch alle modelltypischen Figuren.
Mit Vollgas ging es dann zügig auf Sicherheitshöhe um das Abreissverhalten zu testen. Der Spacewalker kann wirklich extrem langsam geflogen werden, erst kurz
vor dem Stillstand kippt er über die Seite ab, das dann allerdings abrupt und es braucht schon ein paar Höhenmeter um ihn wieder abzufangen.
Nach 6 Minuten piepte der Timer und der Spacewalker schwebte im Schritttempo zur Landung an. Diese endete dann trotz der grösseren Räder mit einem Kopfstand, aber daran habe ich mich auf der Graspiste inzwischen gewöhnt. Ein Blick auf den Akkuprüfer zeigte, dass der Lipo locker noch weitere 6 Minuten ertragen konnte. Nach diesen insgesamt 12 Minuten lud ich später nicht ganz 1500mAh nach.
Nach diesem erfolgreichen Flugnachmittag erhielt der Spacewalker dann doch noch ein paar Verzierungen. Diese entstand aus Resten von Selbstklebefolie aus dem Baumarkt (DC-Fix).
Inzwischen hat im Cockpit noch ein passender Pilot Platz genommen und mit dem Spacewalker bereits zahlreiche Flüge absolviert. Das Modell fliegt absolut unkritisch und ist daher ideal um ohne grosse Ambitionen entspannt ein paar Runden zu drehen. Da er komplett zusammengebaut ins Auto passt, ist der Spacewalker jeweils erste Wahl wenn ich kurz vor Sonneuntergang spontan noch schnell zum Flugplatz fahre.
Ich habe vor, den Spacewalker am Jugendtag unseres Vereins als Trainer einzusetzen. Am Doppelsteuer ist er auf jeden Fall auch von einem Anfänger beherrschbar und dürfte eine willkommene Abwechslung zu den zahlreichen Elektroseglern darstellen.
Erstellt: April 2016 - Letztes Update : 02.Januar 2017