Motorflieger

FMS Giant T-28 Trojan

Ich wollte nie eine Trojan. Schon bei meinem Einstieg in die Motorfliegerei hatte ich mich bewusst für die P-47 und gegen die Trojan entschieden. Ich wollte einfach keine Trojan.

 

Vor ein paar Wochen traf ich auf einer abendlichen Radtour auf einen Fliegerkollegen. Dieser absolvierte gerade die ersten Flüge mit seiner neuen, genau, Trojan. Das Modell stammte vom mir bis dahin unbekannten Hersteller FMS. Mit der leuchtenden, weiss/orangen Navy Trainer Bemalung und 140cm Spannweite, war mir der Flieger schon aus der Ferne aufgefallen. Nach der Landung folgte die Modellpräsentation im Static Display. Beleuchtung, Einziehfahrwerk, 3-Blatt Propeller, alles da und noch dazu in einer hervorragenden Qualität. Das machte mich nun doch neugierig und nach ein paar zusätzlichen Impressionen von Youtube und Co war klar: Ich wollte eine Trojan.

 

Praktischerweise hat der der Modellbauladen im Nachbardorf die FMS Modelle im Sortiment. Also nichts wie hin. Die FMS Trojan ist neben der bereits erwähnten weiss/orangen Ausführung auch als graue Navy und als silberne US Air Force Version erhältlich. Im Laden war nur erstere verfügbar, was mir die Entscheidung wesentlich vereinfachte.

Bei meinem Modell handelt es sich um die Version 3. Bei dieser wurden die wohl sehr störungsanfälligen Fahrwerksklappenservos durch einen einfachen Federmechanismus ersetzt. Damit öffnen und schliessen sich die Fahrwerksklappen nun halt zusammen mit dem Fahrwerk und sind nicht mehr über einen Doorsequenzer gesteuert.

 

Trotz dieser Vereinfachung bleibt die Verkabelung die grösste Herausforderung beim Zusammenbau. Zwar sind alle Kabel sauber beschriftet und es liegen alle benötigen, ebenfalls beschrifteten, Y-Kabel bei, aber im ersten Moment hatte ich keinen Plan wie ich all diese Kabel am Akku vorbei zum Empfänger bringen sollte. Aber mit Kabelbindern, Isolierband und einigen in den Schaum geritzen Kabelkanälen ging es dann doch.

Im Laden waren nur 4000 und 4400mAh Lipos am Lager. Dieses sind etwas grösser als die empfohlenen 3300mAh und um den Schwerpunkt einhalten zu können, musste ich die "Querstrebe" vorne im Akkuschacht herausschneiden, um den Akku weit genug nach vorne schieben zu können.  

Die Verkabelung ist der aufwändigste Teil des Zusammenbaus
Die Verkabelung ist der aufwändigste Teil des Zusammenbaus

Ansonsten ist der Zusammenbau schnell  erledigt. Ein paar Feineinstellungen waren aber vor dem Erstflug noch nötig, so musste der eine oder andere Servoarm zentriert werden und praktisch jeder Gabelkopf benötigte ein paar Umdrehungen in die eine oder andere Richtung.

Problemzone Fahrwerk

Die Schwachstelle ist, wie oft in dieser Preisklasse, das Fahrwerk. Gleich bei der ersten Landung, welche butterweich und auf beinahe Golfrasen erfolgte, brach der Gabelkopf der Bugradanlenkung. Das Rad drehte sich dadurch um 90 Grad quer zur Flugrichtung und der Flieger legte sich vornüber auf den Rücken, zum Glück ohne Schaden zu nehmen. Der oben erwähnte Kollege hatte genau das gleiche Problem, auch bei ihm überstand die Anlenkung den ersten Touchdown nicht und er musste die Maschine mit einem verbogenen Bugrad vorübergehend grounden.

Um weitere Purzelbäume zu verhindern, habe ich das Lenkgestänge durch eine etwas stabilere Variante ersetzt. Aber als die Maschine nach einem etwas zu schnell geratenen Anflug über die Hartbahn hinausrollte, hielt auch diese nicht mehr Stand. Zusätzlich wurde diesmal das Bugrad verbogen. Ich hatte nun endgültig genug und machte mich auf die Suche nach einem passenden Fahrwerk mit gefederten Beinen.

Allerdings brachte dies nicht den gewünschten Erfolg, denn auch das neue Bugfahrwerk verbog sich schon bei der ersten Landung. Der nächste Versuch mit einem geschleppten Bugrad war noch schlimmer, damit ging der Flieger so weit in die Knie, dass es ihn erneut überschlug.

Da sich die Flugsaison inzwischen dem Ende zu neigte, habe ich die Trojan erstmal eingelagert, mit der festen Absicht sie im Frühling zu verkaufen.

Zweite Chance mit mehr Power

Dieser Frühling ist nun da. In den letzten Monaten hat sich mein Unmut gegenüber der Trojan wieder ein wenig gelegt, was vor allem damit zu tun hat, dass ich nichts an ihr reparieren musste. Ich hatte aber auch Zeit, mir ein paar Gedanken zu meinem ebenfall Trojan fliegenden Kollegen zu machen. Es ist nämlich nicht so, dass sein Fahrwerk noch gerade wäre, nur - ihm ist es egal! Das wollte ich nun auch versuchen. Also beschloss ich, das schiefe Fahrwerk gerade sein zu lassen und die Trojan als das zu nehmen was sie ist: Eine fantastisch fliegende Schaumwaffel mit einem Sch***fahrwerk.

Sie machte mir meine Entscheidung allerdings nicht gerade einfach, denn noch vor dem ersten Flugversuch im neuen Jahr, machte das Bugfahrwerk wieder Zicken. Zuerst fuhr es nicht aus, dann nicht mehr ein und dann machte es kreischende Geräusche wie man sie von einem Servogetriebe nicht hören will. Zum Glück hatte ich noch ein passendes Servo am Lager und baute, zum gefühlt tausendsten Mal, das Fahrwerk aus, um dieses zu tauschen.

Nun blieb nur noch das "Problem", dass die T-28 mit ihren 4S Lipos nicht im mein Akkuschema passt. Da kann natürlich das Modell nichts dafür, schliesslich habe ich alleine meine Prinzipien verletzt. Mein Akkusortiment besteht ansonsten ausschliesslich aus 6S/5000mAh und 3S/2200mAh Lipos. Die grossen wären sicher zu fett für die Trojan, aber mit 2x3S, also 6S/2200mAh, würde ich leistungsmässig genau an die von FMS empfohlenen 4S/3300 herankommen. Der eingebaute Regler ist zum Glück 6S tauglich ich musste also nur den Motor ersetzen. Mit dem Turnigy L4255 500KV war dann auch schnell ein passender und günstiger Ersatz gefunden. Da dieser ca. 1cm länger ist als der Originalmotor, musste die Cowling vorne aufgebohrt werden, was in wenigen Minuten erledigt war.

Nun aber ab auf die Piste! Was soll ich sagen: Beste Modifikation ever!! Das Ding geht ab wie Luzi! Es sind Figuren möglich, wie ich sie bisher nur aus dem PC-21 Display kannte. Das ist natürlich nicht ganz scale, macht aber einen Riiieesenspass. Flugzeit bei Warbird-likem cruisen (mit ein paar Powereinklagen :-)) 6:30 Min, bei 30% Restkapazität.  

 

Erstellt: 15.Juni 2015 - Letztes Update: 10.Mai 2016